Energiewende

Die industrielle Revolution und damit unsere heutige moderne Zivilisation basiert im Wesentlichen auf der Nutzung fossiler Energieträger. Sie waren und sind der Treibstoff der rasanten technologischen und gesellschaftlichen Entwicklung der vergangenen 150 Jahre. 

Kohle, Mineralöl und Erdgas liefern bis heute mehr als 80 % der von der Menschheit benötigten Energie. Dass die mit der Verbrennung dieser fossilen Energieträger einhergehenden Treibhausgasemissionen die Hauptursache für den menschengemachten Klimawandel sind, ist wissenschaftlicher Konsens. Zudem sind fossile Energieträger nur endlich verfügbar, eine dauerhafte Nutzung ist für die Menschheit dadurch ausgeschlossen. Die Abkehr von der Nutzung fossiler Energieträger hin zu klimaneutralen und regenerativen Energiequellen ist damit von entscheidender Bedeutung für den Klimaschutz und das dauerhafte Fortbestehen unserer modernen Zivilisation.

 

In Deutschland konzentrierte sich die Energiewende bislang sehr stark auf den Stromsektor. Neben der traditionellen Nutzung von Wasserkraft, haben sich die Nutzung der Windenergie, der Solarenergie und der Biomasse seit den 80iger Jahren rasant entwickelt. Wesentlicher Treiber dieser Entwicklung war das im Jahre 2000 eingeführte Gesetz für den Ausbau der erneuerbaren Energien (kurz EEG), mit dem der aus regenerativen Energien erzeugte Strom gefördert wird. Vorläufer des EEGs war das Stromeinspeisungsgesetz (StromEinspG), das 1991 als erstes Ökostrom-Einspeisegesetz weltweit in Kraft trat. Diese Förderung hat zu einer rasanten technischen Entwicklung und Kostendegression im Bereich der erneuerbaren Energien geführt. Wind- und Solarenergie sind bereits heute global in vielen Gebieten wettbewerbsfähig oder sogar deutlich günstiger als fossile Energieträger. In Deutschland sind heute schon mehr als 300.000 Menschen durch die Produktion, Installation und Betrieb von Erneuerbare-Energien in Lohn und Brot.

 

Betrachtet man den deutschen Energieverbrauch über alle Sektoren, so wird deutlich, dass der notwendige Ausbau der erneuerbaren Energien erst am Anfang steht. 

Zwar stammt in Deutschland bereits mehr als 40 % der jährlichen Stromproduktion aus erneuerbaren Energien, der Anteil am Gesamtenergieverbrauch ist jedoch noch gering. Der Verkehrssektor - mit einem ähnlich hohen Energieverbrauch wie der Stromsektor - wird heute nach wie vor fast ausschließlich aus fossilem Erdöl versorgt. Der Wärmesektor (vor allem Gebäudeheizungen) hat  einen fast doppelt so hohen Energiebedarf, der noch zu 84 % aus fossilen Energien gedeckt wird.

 

Für den Verkehrssektor ergeben sich durch den Trend zur Elektromobilität realistische Chancen für einen vollständigen Wechsel auf regenerative Energien. Hauptgrund ist der Effizienzgewinn durch batterieelektrische Fahrzeuge. Während Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren in der Gesamtwirkungsgradkette von der Erdölförderung, Raffinerie, Verbrennungsmotor bis zum Rad („Well to Wheel“) nur auf etwa 13 % kommen, kommen batterieelektrische Fahrzeuge hier auf einen Wert von ca. 70 %. Ein moderner Verbrennungsmotor hat einen Wirkungsgrad von etwa 25 %, ein batterieelektrischer Antrieb kommt auf 90 %.  Durch eine Vollelektrifizierung des Verkehrssektors würde sich der Gesamtenergieverbrauch damit von heute knapp 700 TWh auf 200 TWh reduzieren lassen. Eine Vollversorgung mit regenerativ erzeugtem Strom erscheint damit technisch machbar. Für den Wärmesektor ist eine Effizienzsteigerung durch Gebäudesanierung von entscheidender Bedeutung. Etwa 80 % des deutschen Gebäudebestandes sind weitgehend unsanierte Bestandsgebäude. Durch eine energetische Sanierung lässt sich deren Energieverbrauch im Durchschnitt dritteln. Durch einen konsequenten Einsatz von Wärmepumpen rücken auch hier die Klimaziele in Reichweite. Zudem ließe sich durch den notwendigen Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft das Problem des saisonalen Ausgleichs zwischen regenerativem Dargebot (Wind und Sonne) und Energienachfrage lösen, da Wasserstoff und die daraus herstellbaren Energieträger gespeichert werden können.

Fazit

 Nach der industriellen Revolution entwickelt sich die Energiewende zum nächsten entscheidenden Schritt in der Menschheitsgeschichte. Die globale Abhängigkeit der Menschheit von fossilen Energieträgern hat verheerende Folgen für Klima und Umwelt und muss schleunigst durchbrochen werden. Die technologische Entwicklung der regenerativen Energien und die daraus resultierende Wettbewerbsfähigkeit machen zuversichtlich, dass dieser Wandel gelingen kann.

Deutschland hat durch das EEG vor 20 Jahren weltweit den Begriff Energiewende geprägt. Durch einen konsequenten weiteren Umbau unseres Energiesystems in Verbindung mit einer dringend erforderlichen Verkehrs- und Wärmewende kann Deutschland wieder seine Vorreiterrolle einnehmen. Packen wir es an!